Monat: September 2020

New Ownership in Family Business – wenn Familienunternehmen an ihre familiären Grenzen stoßen, kann das zum Risiko für das Unternehmen werden

Grenzen von Familienunternehmen

Ist es künftig noch haltbar, die Inhaberschaft eines Unternehmens auf Mitglieder einer Familie zu begrenzen? Denn so sind Familienunternehmen definiert. Sie enden dort, wo die Kontrolle über ein Unternehmen nicht mehr in den Händen einer Unternehmerfamilie liegt. Das erschwert die Option, Dritte als Equity Partner aufzunehmen. Diese Option aber ist in vielen Fällen eine Chance und in manchen sogar ein Muss.

Verantwortung der Eigentümer

In mittelständischen Unternehmen ist die Aufgabenstellung und Verantwortung der Eigentümer ungleich größer, als die eines Aktionärs in einem Konzern. Man kann es sich aufgrund der Unternehmensgröße meist nicht leisten teuren, externen Sachverstand in Form von professionellen Aufsichtsräten und Beratern hinzuzunehmen. Somit steht man als Inhaber selbst in der Verantwortung Unternehmensziele vorzugeben, die richtigen Entscheidungen zu treffen, Sparringspartner für das Management zu sein und für eine gute Kontrolle zu sorgen.

Weitere wichtige Anforderungen an Eigentümer sind die Verfügbarkeit von Netzwerken und die solide finanzielle Ausstattung, welche es ermöglicht, die Zukunft des Unternehmens mit ausreichend eigenen Mitteln zu finanzieren.

Erweiterung des Gesellschafterkreises

Was zeigt uns der Blick auf Startups? Dort verbindet die gemeinsame Idee und Leidenschaft die Gründerunternehmer. Finanzierungspartner stoßen sehr schnell als Investoren hinzu und wenn die Geschäftsidee funktioniert, wird daraus eine Erfolgsgeschichte auf den Schultern vieler Beteiligter. Oder nehmen wir Unternehmer, die im Rahmen eines MBO/MBI mit dritten Investoren Unternehmen übernehmen und erfolgreich weiterführen. Aber auch in Familienunternehmen kenne ich zahlreiche Beispiele, bei denen die Erweiterung des Gesellschafterkreises mit Dritten enorme Impulse geben konnte und die Entwicklung des Unternehmens mithin kräftig förderte.

Erbengemeinschaften haben wenig Zukunft

Im vertraulichen Gespräch schildert so mancher Geschäftsführer oder Vorstand in Familienunternehmen die Eigentümer als die größte Herausforderung für die Zukunft des Unternehmens. Das sollte zu denken geben. Unternehmen benötigen professionelle Inhaber. In vielen Fällen aber hat sich die Inhaberschaft quasi wie eine Erbengemeinschaft über Generationen hinweg entwickelt und ist leider des Öfteren alles andere als professionell. Im Gegenteil, die Erben sind oft Amateure in Bezug auf die Rolle in ihren Unternehmen. Einfach deswegen, weil sie ihren eigenen Berufs- und Lebensmittelpunkt in Bereichen haben, der mit dem Unternehmen nichts mehr zu tun hat.

Konflikt droht

Natürlich, es gibt sie! Die verantwortungsbewussten Nachfolger in den Unternehmerfamilien, die sich dieser Aufgabe durchaus bewusst sind und diese aktiv annehmen. Ich kenne viele, die sich intensiv vorbereiten und z.B. Fortbildungen besuchen, um sich auf die Gesellschafterrolle vorzubereiten und sich zu qualifizieren. Leider kann aber gerade das zum Konflikt innerhalb von Gesellschafterkreisen führen, nämlich zwischen den qualifizierten, professionellen Inhabern und denen, die sich der Aufgabe nicht stellen wollen oder können.

New Ownership als Leitgedanke

Viele Familienunternehmen stehen vor der Schwelle zur dritten oder vierten Generation. Der Blick sollte nach vorne und nicht nach hinten gerichtet werden. Unternehmensnachfolge war gestern… denn Nachfolge orientiert sich am Vorhergehenden und ist rückblickend. New Ownership in Family Business orientiert sich an der Zukunft. Die berühmte „grüne Wiese-Frage“ stellt sich: welche Eigentümer braucht das Unternehmen heute und morgen, wenn wir es neu auf der grünen Wiese errichten wollten.

New Ownership in Family Business soll nicht das Ende von Familienunternehmen einläuten. Es  soll zum Umdenken anregen. Was benötigt wird, sind klare Anforderungsprofile für künftige Unternehmensinhaber. Die Anforderungen orientieren sich an der Unternehmenszukunft und sollen als Leitbild für die künftige Inhaberstruktur und der persönlichen Qualifizierung der Eigentümer dienen.

New Ownership basiert auf dem Bekenntnis zum Unternehmertum, gemeinsamen Werten und gelebter Verantwortung. Es soll die tradierte Begrenzung „zur Familie gehörend“ in Frage stellen und ggfs. ablösen oder zumindest ergänzen.

Über den Autor

Der Family Business Advisor Toni Plonner berät seit über 25 Jahren Unternehmer/innen und Unternehmerfamilien und gilt als einer der erfahrensten Berater für Familienunternehmen. Zudem ist er als Beirat und Aufsichtsrat in namhaften Familienunternehmen tätig.

Persönlicher Kontakt: tp@plonner.de